Ein Bericht von Laura Nordhoop, Auszubildende zur Restaurantfachfrau
Die Vorbereitung
Die Organisation meines Praktikums war recht kurzfristig: Eigentlich hatte meine Schule einen Austausch nach Bordeaux geplant. Daher war der Wunsch, in Frankreich in einem Betrieb zu arbeiten, schon in meinem Kopf verankert. Als dann der Austausch nicht stattfinden konnte, habe ich mich an das Bildungswerk der hessischen Wirtschaft und die Mobilitätsberaterin Frau Kuchelka gewandt. Darüber konnte ich die Erasmus+ Förderung bekommen. Meinen Praktikumsplatz in Pau, Frankreich, habe ich über Vitamin B organisiert: Ein Freund meiner Familie kennt die Besitzer eines Restaurants und hat mir den Kontakt vermittelt. Binnen zwei Tagen hatte ich die mündliche Zusage, dass ich dort mein Praktikum absolvieren darf.
Dank Frau Kuchelka war der restliche Papierkram kein Problem. Lediglich der grobe Praktikumsplan, der vom französischen Betrieb unterschrieben und ausgefüllt werden musste, ließ auf sich warten. Als dann die Unterschrift aus Frankreich kam, konnte ich mir eine Woche vor Praktikumsbeginn endlich eine Unterkunft suchen. Das hat zum Glück schnell geklappt, und danach fiel meine komplette Anspannung ab, da ich alles „in trockenen Tüchern“ hatte. Ich freute mich darauf, andere Dinge zu sehen und zu machen als in meinem Ausbildungsbetrieb in Deutschland und ich hoffte, eine andere Art des Service zu erlernen.
Meine Unterkunft
Meine Wohnung habe ich über ein Onlineportal für Ferienwohnungen gefunden. Die Wohnung war sehr zentral und nur zwölf Minuten von meinem Betrieb entfernt. In Kombination mit dem ganz normalen Arbeitsleben war es so, als ob ich tatsächlich für die paar Wochen dort leben würde. Leider war die Wohnung unerwartet eine Raucherwohnung und direkt über einem Nachtclub, was beides nicht angegeben war. Aber für vier Wochen kann man sich daran gewöhnen.
Mein Praktikumsbetrieb
Mein Gastbetrieb ist schwarz und weiß zu betrachten. Wieso schwarz? Ich war etwas erschrocken über die Hygiene vor Ort. Dies wird in Deutschland strenger gehandhabt. Wieso weiß? Weil die Inhaber unglaublich lieb waren.
Mein Praktikumsbetrieb war ein sehr kleines Restaurant. Trotzdem wurde das Essen fast nie gleichzeitig an den Tisch gebracht und es wurde auch nicht nachfragt, wie es den Gästen schmeckt oder ob sie noch Getränke wünschen. Das kenne ich anders aus meinem Heimatbetrieb. Diese Unterschiede im Service sind wahrscheinlich auf die Tatsache zurückzuführen, dass man sowohl kocht als auch putzt und serviert. Das wiederum war sehr interessant: alle Aufgabenbereiche des Restaurantlebens mal 100%ig durchzuführen.
Meine Arbeitszeiten waren etwas anders als Zuhause. In Deutschland arbeite ich an fünf Tage in der Woche eine zusammenhängende Schicht. In Frankreich hatten wir sechs Tage in der Woche geöffnet, haben aber nach dem Mittagsgeschäft bis zu fünf Stunden Pause gehabt, bis wir uns wieder für den Abend getroffen haben.
Neue berufliche Erfahrungen
Die mit Abstand wertvollste Erfahrung, die ich im Praktikum gemacht habe und die ich so in Deutschland nicht gemacht hätte, war der Umgang mit den Lebensmitteln. Ich habe die Ware selbst eingekauft, sie geprüft und später auch zubereitet. Dazu zählte auch, Fische ausnehmen, ihnen die Haut abziehen, Gambas zu pulen etc. Das war zwar nicht immer lecker, aber jeder Gastronom sollte diese Erfahrung einmal gemacht habe. Durch das Ausnehmen mehrerer Fische habe ich ein besseres Gefühl für den Aufbau der Fische bekommen, was wiederum beim Filetieren super ist. Durch das Zerkleinern eines großen Fleischstückes habe ich die Faserstruktur von Fleisch besser erkennen können, was beim Tranchieren sehr nützlich ist.