Mich hat es schon immer in die Ferne gezogen. Aus diesem Grund bin ich auch unglaublich dankbar dafür, dass ich während meiner Ausbildung durch das Erasmus+-Programm die Möglichkeit bekommen habe, ein paar Wochen im Ausland zu verbringen. Man hat nichts zu verlieren und kann nur an Lebenserfahrung dazugewinnen. Also warum hätte ich die Chance nicht nutzen sollen?
Um mein Englisch möglichst effektiv zu verbessern, hielt ich ein Land für sinnvoll, in dem Englisch die Muttersprache ist. Und die Grafschaft Dorset, in der Bournemouth liegt, ist die trockenste und wärmste Region in England! Wer will schon einen Sommer mit Dauerregen? Zudem liegt Bournemouth direkt am Meer und hat einen kilometerlangen Sandstrand.
Ich würde lügen, wenn ich behaupten würde, dass ich an meinem ersten Arbeitstag nicht aufgeregt war. Doch Violet, meine Chefin, hat mich herzlich begrüßt und allen vorgestellt. Schließlich wurde mir Rasa als Betreuerin an die Hand gegeben. Rasa ist 21, aus Litauen, Studentin an der Uni und supernett.
Am ersten Tag, als ich hier ankam, bin ich am britischen Akzent fast verzweifelt. Doch nach nur einer Woche verstand ich das meiste. Der einzige, mit dem ich mich in Zeichensprache unterhalten musste, war mein schottischer Kollege Alex… Ich bin immer wieder fasziniert, wie unterschiedlich man ein und dieselbe Sprache aussprechen kann.
Im September sollte es in der Galerie eine Ausstellung namens „Suddenly Last Summer“ geben. Dafür wurden Exponate von Studierenden ausgewählt und ausgestellt. Rasa und ich waren für einen Großteil der Organisation zuständig. Das umfasste viel Emailkontakt mit den Studierenden, Datenpflege und Dokumentation, aber auch die Kunstwerke in der Galerie in Empfang zu nehmen, zu begutachten und wieder zu verpacken.
Ansonsten war die Arbeit immer ein bisschen anders als in Deutschland. Das Team in der Galerie ist ein absolut verrückter Haufen und das meine ich natürlich nur im positiven Sinne! Ich habe diese Lockerheit sehr genossen! Wir haben viel auf Arbeit gelacht und ich bin wirklich froh, dass ich genau dort gelandet bin und nirgendswo anders!
Unsere Galerie hat den Leitspruch „All are welcome. Don’t be a stranger“. Und das trifft so ziemlich den Nagel auf den Kopf. Ich war von Anfang an willkommen und habe mich nie als „Stranger“ gefühlt.
Während eines interkulturellen Trainings hat uns der Lehrer mitgegeben: „Wenn ihr im Ausland seid und ihr kennt niemanden, dann nutzt jede Gelegenheit! Sagt niemals Nein! Niemals! Nehmt alles mit, was ihr kriegen könnt! Lasst euch auf neue Situationen ein und seid offen für alles! Lehnt keine Einladungen ab!“ Als mich meine Kolleginnen am Ende der ersten Woche gefragt haben, ob ich mit auf eine Party kommen möchte, habe ich deswegen sofort ja gesagt – obwohl ich eigentlich müde war.
Abschließend kann ich sagen, dass ich wohl der größte Glückspilz war, den man sich vorstellen kann. Es hätte mich mit meiner Praktikumsstelle und vor allem mit den Leuten nicht besser treffen können. Nur dadurch konnte mein Aufenthalt so unvergesslich schön werden. Ich will nicht kitschig klingen, aber dieser Sommer wird immer einen besonderen Platz in meinem Herzen haben. Vielen Dank an all diejenigen, die das möglich gemacht haben! Ich hatte eine wundervolle Zeit!